Kermen leuchtet
In Kermen bei Zerbst ist am Samstag mit einem Gottesdienst traditionell das Patronatsfest zu Ehren der Heiligen Petrus und Paulus gefeiert worden. Die kleine romanische Dorfkirche ist den beiden Aposteln gewidmet. Sie hat umfangreiche Sanierungsarbeit hinter sich und ist Teil des Glaskunstprojektes „Lichtungen“ der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Unter anderem wurde der 1945 zerstörte Kirchturm in den vergangenen Monaten wieder aufgebaut.
Die barocke Innenausstattung mit einem wertvollen Kanzelaltar wurde ausgelagert, von Schädlingen befreit und restauriert. Sie soll im Verlauf dieses Jahres in die Kirche zurückkehren. Neu eingebaut wurden in der Kermener Kirche zeitgenössische Fenster nach Entwürfen des Künstlers Günter Grohs. Drei Schifffenster und zwei kleine Emporenfenster tauchen die Kirche in ein besonderes Licht. Die Sanierungsarbeiten werden seit 2019 geplant und seit 2022 in drei Bauabschnitten umgesetzt. Die Gesamtkosten liegen bei rund 800.000 Euro. Förderer sind das Land Sachsen-Anhalt, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Lotto Toto Sachsen-Anhalt, die Evangelische Landeskirche Anhalts, der Landkreis Anhalt-Bitterfeld sowie die Firma Getec Green Energy GmbH. Hinzu kommen weitere Einzelspenden und Eigenmittel der Kirchengemeinde Eichholz-Kermen.
Die offizielle Wiederindienstnahme wird zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.
Im bis auf den letzten Platz gefüllten Gottesdienst am Samstag deponierte Pfarrer Albrecht Lindemann Dokumente und Gegenstände zur Geschichte und zur Sanierung der Kirche im Altarblock. Die musikalische Gestaltung übernahmen ein kleiner Chor unter Leitung von Kirchenmusiker Steffen Klimmt und ein Akkordeonspieler. Nach dem Gottesdienst waren alle Gäste zu Kaffee, Kuchen und Kartoffelsuppe aus der Gulaschkanone auf das Gelände der benachbarten Domäne geladen. Die dort ansässige Familie Lippold hat das frühere Kermener Gutshaus mit Wirtschaftsgebäuden und Stallungen vor einigen Jahren in verfallenem Zustand gekauft und in beeindruckender Weise saniert und ausgebaut.
Hintergrund
Die Dorfkirche in Kermen ist eine der kleinsten der Region und zugleich diejenige mit dem ungewöhnlichsten Grundriss. Sie besteht aus einem rechteckigen Saal mit halbrundem Ostabschluss, wie er sonst erst in spätgotischen Kirchen vorkommt. Das regelmäßige Feldsteinmauerwerk, das Rundbogenportal und die noch erkennbaren romanischen Fenster weisen jedoch auf eine Entstehung um 1200 hin. Im Inneren ist die Ausstattung des 18. Jahrhunderts vollständig erhalten. Herausragend ist der derzeit ausgelagerte barocke Kanzelaltar von 1711. Der Kanzelkorb wird flankiert von vollplastischen Figuren der Heiligen Petrus und Paulus.
Fenster von Günter Grohs
Angeregt von traditioneller barocker Kirchenfenstergestaltung mit Butzen oder Mondscheiben hat Günter Grohs drei große Segmentbogenfenster im Kirchenschiff und zwei kleine Emporenfenster entworfen. Die Farben des Altares – Weiß, Blau und Gold- werden aufgegriffen. Das serielle Schema der Butzenscheiben wird dabei fantasievoll aufgebrochen und zu neuen Formen variiert, was zu einer sehr bewegten Wirkung führt und an „Aufbruch“ denken lässt. Die zwei Emporenfenster zitieren Briefe der Apostel.
Veröffentlicht am 01.07.2024