Lichtungen – zeitgenössische Glasmalerei in anhaltischen Kirchen
In zumeist mittelalterlichen Dorfkirchen im Bereich der Evangelischen Landeskirche Anhalts entsteht gegenwärtig ein bemerkenswertes Ensemble zeitgenössischer Glasmalerei. International bekannte, aber auch junge Künstlerinnen und Künstler haben sich zusammengefunden, um gemeinsam mit den örtlichen Kirchengemeinden große Kunst in kleinen Kirchen an entlegenen Orten zu wagen. Das Projekt „Lichtungen“ wird von der Evangelischen Landeskirche Anhalts getragen und vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (Halle) sowie dem Förderkreis „Entschlossene Kirchen im Kirchenkreis Zerbst“ e.V. begleitet. Die Schirmherrschaft hat der sachsen-anhaltische Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff übernommen. Die Fenster sind seit 2012 in traditionellen und experimentellen Techniken der Glasmalkunst sowie in höchster kunsthandwerklicher Qualität in führenden Werkstätten der Glasmalerei entstanden.
Übersichtskarte Kirchen Lichtungen
Publikationen zu einzelnen Kirchen und weiteres Infomaterial

Im Rahmen des zeitlich unbegrenzten Projektes werden Fenster in Gotteshäusern der Anhaltischen Landeskirche bei starkem Reparatur- und Erneuerungsbedarf durch Gegenwartskünstler neu gestaltet. Dies folgt den architektonischen Notwendigkeiten der denkmalgeschützten Gebäude, die seit jeher künstlerisch und kunsthandwerklich gestaltete Fenster besaßen.
Die neu einzubauenden Fenster werden unter Beachtung funktionaler Erfordernisse und Belange der Baudenkmalpflege in Formen und mit künstlerischen Mitteln der Gegenwart gestaltet. Der dabei verfolgte künstlerische Anspruch ist hoch und dokumentiert sich im Engagement namhafter Künstler von teils von internationalem Rang, zu denen Tony Cragg, Hella Santarossa, Johannes Schreiter, David Schnell, Christine Triebsch oder Jochem Poensgen gehören.
Einen besonderen Stellenwert haben die Beiträge jüngerer Nachwuchskünstler, die vielfach dem Fachbereich für architektonische Glasgestaltung der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle entstammen, wobei insbesondere auch innovative und experimentelle Gestaltungsansätze zur Geltung kommen.
Indem historische Bauwerke und aktuelle Kunst zusammenfinden, ergänzt und bereichert das Projekt LICHTUNGEN die Betrachtung einer bislang fast ausschließlich unter historischem Blickwinkel („Erbe“) betrachteten Kulturlandschaft unter gegenwartsbezogenem Aspekt.
Das Projekt LICHTUNGEN ist als Beitrag zur kulturtouristischen Fortentwicklung der Region Anhalt gedacht, versteht sich aber darüber hinausweisend aber auch als aktueller Beitrag zu Kunst und Baukultur im ländlichen Raum. Dabei steht die Profilierung der anhaltischen Region als Kunstlandschaft der Gegenwart mit dauerhaft ortsgebundenen Arbeiten jetzt arbeitender Künstlerinnen und Künstler im Mittelpunkt.
Aus theologischer Sicht sind die im Rahmen der „Lichtungen“ entstandenen Fenster ein Impuls nicht nur für die Kirchengemeinden, sich neu mit einem alten Kirchenraum auseinanderzusetzen und daraus geistliche Anstöße für das Gemeindeleben und die Nutzung der Kirchen zu gewinnen. Die neuen Fenster werten Kirchengebäude auf und tragen dazu bei, dass Menschen vor Ort sich wieder mehr mit ihnen identifizieren und sich mit ihrem Glauben auseinandersetzen.
Zahlreiche Fenster des Projektes sind in einem Wochenkalender der Evangelischen Landeskirche Anhalts für das Jahr 2019 zusammengefasst. Weiterhin war – in der Nachfolge der Ausstellung „Glanzlichter“ 2014 in Naumburg – in Dessau-Roßlau (Orangerie der Anhaltischen Gemäldegalerie) im März 2019 unter dem Titel „Lichtung Leipzig“ eine Ausstellung mit Glasmalerei der Gegenwart von Leipziger Künstlern zu sehen. Dort wurden Entwürfe von Fenstern für anhaltische Kirchen gezeigt, die inzwischen teilweise schon eingebaut wurden (Priorau, Altjeßnitz).